Neuhaus will in den Westen

Woche für Woche können Sie hier nachlesen, was vor 30 Jahren los war. Wie das Land entstand. In dieser Woche: Die Gemeinde Neuhaus möchte wieder zu Niedersachsen gehören.

11. November

PDS: Der Parteivorstand beschließt, 80 Prozent des Parteivermögens an die Treuhandanstalt abzugeben. Die Entscheidung ist eine weitere Konsequenz aus dem Skandal um verschobene Millionenbeträge.

Grenzen: Die Bürger der Gemeinde Neuhaus möchten wieder zu Niedersachsen gehören. Sie berufen sich darauf, dass der Amtsbezirk Neuhaus historisch gesehen jahrhundertelang zu Hannover gehörte. Nach Kriegsende, als die Brücken über die Elbe zerstört waren und die englische Besatzungsmacht das Gebiet nur schwer versorgen konnte, wurde der Bezirk kurzerhand Mecklenburg zugeschlagen. In Hannover wird bereits an einem Rechtsgutachten gearbeitet.

Sport: Hansa Rostock ist Herbstmeister in der Oberliga. Das Team von Uwe Reinders bleibt zwölf Spiele ungeschlagen und qualifiziert sich am Ende als souveräner Spitzenreiter für die Bundesliga. Damals dabei: Paul Caligiuri. Der US-Amerikaner ist der erste ausländische Profi bei Hansa.

12. November

Polizei: Die bislang in Stralsund stationierte Bereitschaftspolizei soll nach Waldeck umziehen.

13. November

Telefonzellen gibts auch heute noch: Laut Bundesnetzagentur betreibt die Telekom derzeit bundesweit noch rund 16 000 öffentliche Fernsprecher. Foto: Michael Gaida/pixabay

Und das noch: Viele Leute in MV wollen einen Telefonanschluss. Weil das nicht so schnell geht, sollen nun mehr Telefonzellen aufgestellt werden als bisher: Fürs kommende Jahr werden 1040 öffentliche Fernsprecher angekündigt, vorrangig Kartentelefone. Das sind 10-mal so viele wie sonst in einem Jahr.

14. November

Landtag: Die für heute und morgen geplante Sitzung des Landtags verschiebt sich. Die ersten Gesetzesvorlagen zu erarbeiten, dauert länger als gedacht. Auch die Regierungserklärung von Ministerpräsident Alfred Gomolka werde erst Ende November fertig, heißt es.

Renten: Die Bundesregierung beschließt, die Renten in den neuen Bundesländern ab Januar 1991 um 15 Prozent anzuheben.

Außenpolitik: Der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und sein polnischer Amtskollege Krzysztof Skubiszewski unterzeichnen in Warschau den deutsch-polnischen Grenzvertrag. Darin bestätigen beide Staaten die Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze. Die Parlamente ratifizierten ihn Ende 1991. Am 16. Januar 1992 tritt er in Kraft. Der Vertrag im Wortlaut – hier.

Zeitungsausschnitt: SVZ, 15. November 1990, Seite 3

Und das noch: Bei Krawallen um die Räumung besetzter Häuser in Ost-Berlin kommt es zu schweren Straßenschlachten zwischen Hausbesetzern und Polizei.

15. November

Wirtschaft: Mehr und mehr Discounter erobern MV. Die Initiative geht zum Teil auch von Gemeinden aus, die sich mit Ansiedlungswünschen an die Anbieter wenden.

Wahlkampf: Bundeskanzler Helmut Kohl besucht Wismar. Er wird mit Beifall als auch Buh-Rufen empfangen. Und prognostiziert den ostdeutschen Bundesländern erneut „blühende Landschaften“.

Und das noch: Mit der Ausgabe 11/1990 – und nach insgesamt 399 Folgen – wird Fix und Fax endgültig eingestellt. Von 1958 bis 1987 hat Jürgen Kieser die beiden Comic-Mäuse gezeichnet. Danach übernahm auf Wunsch von Kieser der Zeichner Eugen Gliege die Arbeit für 45 weitere Folgen. Zur Erinnerung hier eine Karikatur von Mario Lars.

Karikatur: Mario Lars

16. November

Und das noch: Der Verband Brennstoffhandel Berlin-Brandenburg meldet Hamsterkäufe bei Kohle. Grund: Viele Bürger im Osten befürchten, dass die Subventionierung der Brennstoffpreise wegfällt und Heizen dann viel teurer wird. Zum Vergleich: In Ost-Berlin kostet eine Tonne Kohle derzeit 45 bis 80 D-Mark, in West-Berlin rund 300 D-Mark.

17. November

Sport: Die Olympischen Komitees der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik vereinigen sich zum Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland (NOK). 2006 fusioniert es mit dem Deutschen Sportbund zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Für die Olympiamannschaft 1992 im französischen Albertville nominierte das Gremium 26 Wintersportler – darunter 18 aus der ehemaligen DDR.